Jonke bis Novalis
Die Literatur prägt meine Arbeit schon immer. Vor allem Gert Jonke (dessen Texte ich für eine literarisch-fiktive Begegnung mit Ingeborg Bachmann 2021 bei der Eröffnung der Ingeborg Bachmann Kuppel verwendet habe) und Georg-Timber-Trattnig, aber auch Anton Tschechow und Franz Kafka waren bisher wichtige literarische Begleiter meiner künstlerischen Arbeit, sowohl in der Bildenden als auch in der Darstellenden Kunst - und allem dazwischen. 2022 habe ich mich intensiv mit Novalis beschäftigt und versucht seine Gedanken mit den Texten von Grt Jonke und Georg Timber-Trattnig zu verknüpfen. Alle drei sind zeitlose Romantiker im besten Sinne. Durch das Bildende Kunst-Stipendium vom Land Kärnten konnte ich mich intensiv mit der Verbildlichung der Stimmungen der Texte beschäftigen: Skizzen, Collagen, Videos und Rauminstallationen (in Kooperation mit Hafenstadt - urban area, Fabrik Gallery und Dark City) sind dadurch entstanden.
Unsere Zeit mit ihren Krisen und Debatten oszilliert zwischen Emotion und Verstand, aber sind sie nicht gleichwertig und ist gar das Verstehen ein Schlüssel um Emotionen zu fassen? Anhand solcher Gedanken habe ich eine Reihe von (teilweise bewegten) Bildern geschaffen, die von der Literatur inspiriert sind und versuchen die - oft unsichtbare - Poesie unseres Alltags zu fassen.
das allerfreuliche Licht – mit seinen Farben, seinen Strahlen und Wogen; seiner milden Allgegenwart, als weckender Tag. [Es] schwimmt tanzend in seiner blauen Flut –
atmet
der funkelnde, ewigruhende Stein,
die sinnige, saugende Pflanze,
und
geliebtes Licht in mir, nun will ich beginnen die Schatten meines Daseins abzuwerfen
Ich erträumte mir einen frühling herbei, der sich da ankündigte mit lilienpflanzen, pandanuss und süßsgräsern, immer aufs neu, immer am puls, immer im licht
[...]
So blüht jedoch nur mein kränkliches, bittendes, flehendes und doch zauberisches erinnerungsvermögen, mein lichtbogen in ihre welt
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Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht. Fernab liegt die Welt – wüst und einsam. In den Saiten der Brust weht tiefe Wehmut. In Tautropfen will ich hinuntersinken und mit der Asche mich vermischen. –
Fernen der Erinnerung,
Wünsche der Jugend,
Was hält noch unsre Rückkehr auf,
Die Liebsten ruhn schon lange.
Zu suchen haben wir nichts mehr –
Das Herz ist satt – die Welt ist leer.
Unendlich und geheimnisvoll
Dann reite ich auf dem Schwebebalken des Nebelschneiders, schürf mir die Wunden glatt, besteige den Bauch den Regenbogens und bin ein Zirkon,
taumle ich durch die Zeiten, so finde ich eines Nachts das Ende der Welt und kehre nicht mehr zurück.
Textcollage: (teilweise bearbeitete) Auszüge aus Novalis "Hymnen an die Nacht", Georg Timber-Trattnig "Schwebebalken des Nebelschneiders", Gert Jonke "Der ferne Klang", zusammengestellt für zwei Leser:innen (Lesedauer ca. 30 Min) von Anna Valentina Ennemoser für Dark City (Projekte "Melanchothek" und "Trittico Suite 22")
Die Arbeit an (bewegten) Bildern zu Jonke, Timber-Trattnig und Novalis wurde teilweise durch das Bildende Kunst Stipendium vom Land Kärnten unterstützt.